Streifenhamster, Teil 3

(Cricetulus griseus)





Extremer Einzelgänger?

Dem Chinesischen Streifenhamster wurde in früheren Büchern der Ruf vergeben, er sei ein extremer Einzelgänger und untereinander sehr unverträglich. Auffallend dabei ist der verblüffend ähnliche Wortlaut ... Einzige Ausnahmen bildeten die Biologen und Buchautoren Horst Bielfeld und Günther Schmidt.

Mein Eindruck ist, dass die Autoren, die vom extremen Einzelgänger schrieben, ihn nicht besonders gut zu kennen scheinen und wohl kaum mehrere Tiere über längere Zeit besessen haben. Es fehlen durchweg persönliche Erfahrungsberichte.


Streifenhamster schlafen oft
zusammen im Nest.
Der Biologe Horst Bielfeld schrieb dagegen 1987 in seinem Hamsterbuch: "Es gibt heute schon viele Paare, die ständig zusammenbleiben können."

Und Günther Schmidt, der neben vielen Nagern Streifenhamster züchtete und wohl als Koryphäe anzusehen ist, schreibt in seinen Büchern, die aus den 1970-ern stammen, dass er schon damals seine Streifenhamster im Terrarium zusammenhalten konnte, in der Regel auch während der Säugezeit und Aufzucht der Jungen. Dagegen mussten andere "Streifenhamster-Gelegenheitszüchter" damals die "Kragenmethode" anwenden, sprich den Weibchen einen Plastikkragen umbinden, um zu verhindern, dass sie die Böcke beißen.

Wir wissen nicht viel über wildlebende Streifenhamster. Chinesische Forscher, die die Tiere ausgruben, gruben aber ganze Familien aus. Das widerspricht der extremen Einzelgänger-Theorie.
Wie auch immer das Leben in freier Natur aussehen mag, ist es sowieso nicht unbedingt aussagekräftig für das Verhalten von Tieren in Heimtierhaltung. Ein Tier verändert sich durch den Prozess der Domestikation und - was viel schneller Wirkung zeigt - durch selektive Zucht.

Oft bin ich konsterniert, im Internet zu lesen "meine Streifenhamster seien eben verträglich", geradeso, als würden verträgliche Zuchttiere "vom Himmel fallen" und seien nicht etwa das Ergebnis langjähriger Zucht. Wie kam Günther Schmidt zu "seinen verträglichen Streifenhamstern"? Wie kam ich rund 25 Jahre später dazu, wie kommen holländische Züchter dazu, für die es kein Geheimnis ist, dass sich bei Nagern selbstverständlich auch Charaktereigenschaften vererben und nicht nur die beliebten Farbgene? Das sind Fragen, die sich offenbar niemand stellt, jedenfalls lese ich nirgendwo eine Diskussion dazu.




Langsamer Verlauf von Aggressionen

Anzumerken ist noch, dass wenn Streitigkeiten bei Streifenhamstern auftreten wie manchmal während der Schwangerschaft, sie bei weitem nicht so schnell und heftig verlaufen wie bei den Dsungaren. In der Regel kündigen sie sich vorher an und entwickeln sich viel langsamer, so dass Zeit genug bleibt, die Tiere zu trennen.
Dass ein Muttertier seine Jungen ab Eintritt der Geschlechtsreife totgebissen hätte, wie man das von den Dsungaren oft hört, habe ich nie erlebt und kenne solche Berichte auch sonst nicht.


Schlusswort

Ich züchte Chinesische Streifenhamster schon sehr lange, weil ich sie sehr liebe. Ich kann mir ein Leben ohne Streifenhamster nicht mehr vorstellen. Begonnen hatte ich zu einer Zeit, als diese Hamster noch sehr unbekannt waren und sich kaum jemand für sie interessierte. Die wenigen aber, die es mir gelungen war, in meine Wohnung zu locken mit den Worten "anschauen kostet ja nichts!" waren begeistert.
So hielt ich all die Jahre über mit der Zucht durch, weil ich dazu beitragen wollte, den Streifenhamster als Heimtier einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Nach meiner Ansicht hat der liebe, kleine Kerl ein solches Schattendasein nicht verdient.






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